Rückblick 5. Symposium Ingenieurbaukunst – Design for Construction

Rückblick 5. Symposium Ingenieurbaukunst – Design for Construction

CO2-effiziente Konstruktionen

29. November 2023, Oskar von Miller Forum München & Online

Impuls: Wie wir es gemeinsam schaffen! Hendrik Behrens, Gropyus,
Attitude Building Collective e.V.

Angela Feldmann, Bollinger+Grohmann, Attitude Building Collective e.V.
Till Walter, IngenieurGruppe Bauen, Attitude Building Collective e.V.

Die Uhr tickt – wir haben ein weltweit verbleibendes CO2-Budget für die Einhaltung des 1,5 °C-Ziels von 5 Jahren und 8 Monaten. Mit diesem Weckruf eröffneten Hendrik Behrens, Angela Feldmann und Till Walter vom Attitude Building Collective e.V. (ABC) den Themenblock. Die drei jungen Ingenieur:innen aus der Tragwerksplanung, Mitgründer des ABC, stellten nicht nur unangenehme Fragen wie „Warum werden Strategien so langsam umgesetzt?“ oder „Brauchen wir Politik dazu?“, sondern lieferten mit ihren Vorschlägen wie z.B. mehr integrales Planen, mehr Nachhaltigkeit in der Ausbildung der Bauingenieure und CO2-Armut als neues Zielverständnis beim Bauen auch konkrete Ansätze für die Transformation. Noch konkreter wurde es dann mit den Entwurfstafeln Ökobilanzierung in der Tragwerksplanung des ABC , die Optimierungsmöglichkeiten für Tragwerke zur Verringerung der CO2-Emissionen veranschaulichen, siehe auch attitudebuildingcollective.org.

Projekt: Umnutzung Wäscherei Spindlersfeld in Wohnbau
Gerd Dochan, EiSat

Dem folgte ein Bericht von Gerd Dochan von EiSat zum Umbau der denkmalgeschützten ehemaligen Wäscherei Spindlersfeld in Berlin Köpenick in einen Wohnkomplex. Neben umfangreichen Materialuntersuchungen an den mehrmals umgebauten und teilsanierten Bestandgebäuden aus den Jahren 1872 bis 1888 mussten auch verschiedene Tragkonzepte entwickelt und gegenübergestellt werden. Ziel war hierbei, insbesondere die Belastungen für die vertikalen Tragelemente trotz zusätzlichem Staffelgeschoss möglichst nicht zu erhöhen, um aufwändige Nachgründungsmaßnahmen für bestehenden Stützen zu vermeiden. Dadurch sollten sowohl Kosten als auch baubedingte CO2-Emissionen verringert werden. Zusätzliche Lasten wurden in den Flügelbauten gezielt entsprechend der Stützweitenverhältnisse und unter Ansatz der Durchlaufwirkung der neuen Ziegeleinhangdecken ins Zentrum des Gebäudes zu einer neuen innenliegenden Gründungssohle geführt. Für die ca. 600 neuen Wohnungen ergab sich somit ein deutlich geringerer CO2-Fußabdruck im Vergleich zu einem Ersatzneubau.

Diskussion
mit Hans Grassl, Ingenieurbüro Grassl

In der abschließenden Diskussion kam Hans Grassl vom Büro Grassl zu dem Schluss, dass die Instrumente für nachhaltige Tragstrukturen, oft auch in Verbindung mit BIM in vielen Büros bereits vorhanden sind. Der Einfluss der Ingenieur:innen auf Materialeinsparung und CO2-Effizienz ist enorm groß, so Grassl. Eine Schwierigkeit stelle jedoch die im Hochbau übliche Trennung der Fachdisziplinen dar, welche ein möglichst nachhaltiges und CO2-optimiertes Bauen erschwere. Gerd Dochan fügte hinzu, dass die Anforderungen beim Schall- und Brandschutz bisweilen einer möglichst materialeffizienten Konstruktion entgegenstehen. Hier sollten die normativen Vorgaben angepasst werden. Die drei Mitgründer des ABC berichteten aus ihrem Berufsalltag, dass die Ökobilanzierung noch nicht in ausreichendem Maß im Planungsprozess angekommen sei. Die Entwurfstafeln Ökobilanzierung in der Tragwerksplanung sollen ein erster Schritt zur Reduzierung der Treibhausgasemissionen von Tragwerken sein.

CO2-effiziente Konstruktionen: Till Walter, Hendrik Behrens, Gerd Dochan, Angela Feldmann, Hans Grassl
Quelle: Stefan Hähnel

Das 6. Symposium Ingenieurbaukunst – Design for Construction
Klimagerechte und zuverlässige Infrastrukturen
Am 28. November 2024 in Berlin + Online

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