Wege zur Schnittstellenoptimierung – DigitalTWIN

Wege zur Schnittstellenoptimierung – DigitalTWIN

Fabian Schmid, seele (Foto: seele)
Fabian Schmid, seele (Foto: seele)

Mit dem BMWi-Projekt DigitalTWIN werden digitale Werkzeuge und Techniken entlang der Wertschöpfungskette des Bauwesens entwickelt. Für das Jahrbuch Ingenieurbaukunst 2020 haben Fabian Schmid (seele) und Lucio Blandini (Werner Sobek Stuttgart) einen Beitrag zum DigitalTWIN verfasst. Beim Symposium Ingenieurbaukunst – Design for Construction werden sie das Vorhaben vorstellen.

Bernhard Hauke hat mit Fabian Schmid über DigitalTWIN gesprochen:

Um was geht es bei dem Projekt DigitalTWIN?

Kurz gesagt geht es um die Zusammenführung von Industrie 4.0 und Building Information Modelling. Viele der Grundlagen und Techniken rund um das Thema Automatisierung und Vernetzung gab es bereits in den 70er und 80er Jahren. Was wir bei der Umsetzung allerdings immer wieder merken, ist, dass es eine gewisse Systemkompetenz benötigt, um sie erfolgreich und mit disruptiver Auswirkung auf die Prozesse zu nutzen. Das ist der Grund, warum DigitalTWIN den gesamten Lebenszyklus von Gebäuden im Blick hat und die wesentlichen Fachdisziplinen, wenn es um digitale Werkzeuge geht, zusammenbringt (vom Kunden, Planer, Betreiber, Hersteller, Werkzeughersteller, Kommunikations- und IT-Experten).

Für DigitalTWIN arbeiten Sie mit Partnern zusammen. Welche sind das?

Die Forschungspartner se commerce (ein Unternehmen der seele-Unternehmensgruppe), das Heinrich-Hertz-Institut der Fraunhofer-Gesellschaft zur Förderung der angewandten Forschung, die Telegärtner Karl Gärtner, die Carl Zeiss 3D Automation, planen-bauen 4.0 und Werner Sobek Stuttgart haben das Forschungsprojekt DigitalTWIN konzipiert. Dabei stehen die automatisierte, vernetzte Verknüpfung von Prozessen sowie der Einsatz zukunftsweisender Technologien wie VR/AR-Technik, Smart Data Services, BIM-Dienste und maschinelles Lernen im Mittelpunkt der Entwicklung einer flexibel anwendbaren, digitalen Plattform. Symposium Ingenieurbaukunst – Design for Construction

Was soll bis zum Projektabschluss 2021 erreicht werden?

Das Thema Digitalisierung im Mittelstand stellt für manch großen internationalen Player eine Herausforderung dar, um weiterhin als Hidden Champion weltweit tätig sein zu können. Daher wollen wir kritische Schnittstellen identifizieren, die heute eine durchgängige digitale Prozesskette und die Weiterverarbeitung sowie Nutzung hochwertiger Datenmodelle verhindert. Dazu sind Objekt- und Prozessdatenmodelle zu integrieren, um die flexible Anbindung von Hardware zu ermöglichen.

Ist eine Fortsetzung des Projekts denkbar?

Durchaus! Wir testen damit erst einmal grundlegende Lösungen für die Neuausrichtung der IT-Systemlandschaft im Unternehmen und geben Impulse, wie sich digitale Plattformen und neue Endgeräte im heterogenen Anwendungsfeld des Bauwesens aus Anwendersicht entwickeln sollten.

Wo sollen die digitalen Werkzeuge und Techniken künftig eingesetzt werden?

seele, als Fassadenbauspezialist, erwartet sich insbesondere durch einen flexiblen, projektorientierten Einsatz von IT-Werkzeugen in der Planung, der Fertigung und auf der Baustelle einen Mehrwert. Digitale Techniken wie 3D-Druck, VR/AR-Brillen oder Werkzeuge, die BIM ermöglichen, sind momentan für die Projektteams aufwendig. Dies ist für eine effiziente, agile, kundenorientierte Projektbearbeitung aber hinderlich. Die Projektteams sollen sich vornehmlich um den Inhalt, also die Konstruktion und Herstellung der kundenspezifischen Fassade kümmern, und nicht darum, dass digitale Datenmodelle von einem Format in das andere konvertiert werden, um dann nach vielen Stunden der Aufbereitung ein Zwischenergebnis vorliegen zu haben. Das muss einfacher von der Hand gehen. Ein weiteres wichtiges Anwendungsfeld sieht seele in der Fertigung. Bereits heute wird mit Terminals gearbeitet, an denen die 3D-Planungs- und Fertigungsinformation abgerufen wird. Das soll bis in den Zusammenbau und die Montage digital unterstützt geschehen.

Schmid, Fabian, geb. 1983; 2003–2009 Studium der Architektur an der Universität Stuttgart; 2009–2015 Promotion am Institut für Leichtbau Entwerfen und Konstruieren der Universität Stuttgart; seit 2015 Forschung und Entwicklung bei seele, seit 2018 Leiter Entwicklung digitaler Werkzeuge und Systemintegration bei der seele Unternehmensgruppe.

Heutiger Abruf von Modell- und Produktdaten in der Fertigung (Foto: seele)
Heutiger Abruf von Modell- und Produktdaten in der Fertigung (Foto: _seele_)
Vorbereitung von Montagesequenzen mit VR Technologie (Foto: seele)
Vorbereitung von Montagesequenzen mit VR Technologie (Foto: _seele_)