Lamia Messari-Becker wurde zu Jahresbeginn neu in den Beirat des Jahrbuches Ingenieurbaukunst berufen. So denkt Sie über Ingenieurbaukunst und das Jahrbuch:
Unseren Beitrag als BauingenieurInnen für eine nachhaltige Entwicklung zu verdeutlichen, ist mir ein wichtiges fachliches und auch politisches Anliegen. Bauen steht für ca. 30% der CO2-Emissionen und ca. 50% des Ressourcenverbrauchs, letzteren sogar zu 75 % in Städten konzentriert. Ohne Bauen und Stadtentwicklung keine Klimaschutzziele. Will man diese -anstatt mit Verbot oder Verzicht – mit Innovationen, Erfindungsgeist und baukulturell ansprechenden Lösungen verbinden, ist Ingenieurkompetenz unverzichtbar. Trotz nur 80 Millionen Menschen und kaum Rohstoffen ist Deutschland eine der stärksten Wirtschaftsnationen der Welt – auch dank unserer IngenieurInnen.
Bauwerke erfüllen verschiedene Funktionen und Anforderungen. Und inmitten unzähliger Normen, Richtlinien und gesetzlicher Bestimmungen gelingt immer wieder etwas ganz Besonderes: Ingenieurbaukunst. Die eigene ingenieurtechnische komplexe Leistung in kunstvoller Weise sichtbar zu machen, sie zum entscheidenden Faktor für das „Kunstvolle am Bau“ zu erheben. Technik und Ästhetik als Einheit gestalten. Filigranität, Leichtigkeit, sichtbare Kraftflüsse und vieles mehr gehören dazu. Manches erkennt man auf den ersten Blick, manches erst auf dem zweiten. Einige arbeiten -wörtlich genommen – im Untergrund. Leistungen etwa der Geotechnik sind schwieriger darzustellen. Ihr Beitrag ist deshalb nicht geringer, nur verborgener.
Das Jahrbuch Ingenieurbaukunst präsentiert ein breites Spektrum an guten Beispielen, auch international sichtbare. Das Buch würdigt auch prägenden Persönlichkeiten der Planungsszene. Ihr Beitrag: Offenheit gegenüber Architektur, gepaart mit Mut bei der Suche nach Lösungen. Ohne sie wäre die Baukultur ärmer. Die Mitarbeit im Beirat habe ich sehr gerne übernommen. Das kommende Jahrbuch Ingenieurbaukunst 2021 und das best-of-Buch Ingenieurbaukunst – Engineering Made in Germany werden dank der EU-Ratspräsidentschaft Deutschlands auch international ausstrahlen.
Lamia Messari-Becker geb. 1973, bis 2001 Bauingenieurstudium TU Darmstadt, 2004 Aufbaustudium Management TU Karlsruhe, 2006 Promotion TU Darmstadt, 2009 – 2014 leitende Funktion Bollinger + Grohmann Frankfurt, seit 2014 Professorin für Gebäudetechnologie und Bauphysik Universität Siegen, 2016 – 2020 Mitglied Sachverständigenrat der Bundesregierung für Umweltfragen, seit 2020 Mitglied Club of Rome.