3 Fragen an Daniel Pfanner zu Ingenieurbaukunst – Design for Construction

3 Fragen an Daniel Pfanner zu Ingenieurbaukunst – Design for Construction

Wir haben Daniel Pfanner (Bollinger+Grohmann) drei Fragen zu Ingenieurbaukunst – Design for Construction gestellt. Er spricht über die Wichtigkeit des persönlichen Austausches auf dem Symposium, zirkuläres Bauen am Beispiel des Hotel Ruby Luna in Düsseldorf und über ökologische sowie ökonomische Ansprüche an denkmalgeschützte Gebäude.

Warum ist es wichtig, dass es Veranstaltungen wie IngD4C gibt?

Für den persönlichen Austausch mit den Kollegen und Kolleginnen sind solche Veranstaltungen wie IngD4C absolut wertvoll und können durch Online-Formate, wie wir sie in den letzten Jahren hauptsächlich hatten, nicht ausgeglichen werden. Also zum einen sind es natürlich die Vorträge, die hier im Vordergrund stehen, die sich auch mit einem sehr wichtigen Thema beschäftigen. Aber was ich ganz extrem schätze, ist der persönliche Austausch.


Sie haben auf dem 4. Symposium #IngD4C zum Themenblock „Bauwerke – Weiter bauen“ als Referent gesprochen und Ihr Projekt – das Hotel Ruby Luna Düsseldorf – vorgestellt. Was zeichnet aus Ihrer Sicht das Projekt als Ingenieurbaukunst aus?

Das ist eine sehr schwierige Frage. Ich darf einfach als Enthusiast für dieses Projekt sprechen. Ich denke, das Projekt ist wirklich eine Ikone seiner Zeit. Paul Schneider-Esleben hat nicht sehr viel gebaut, aber die Bauwerke, die er gebaut hat, haben alle eine große Beachtung erfahren. An diesem konkreten Projekt ist, denke ich, die ingenieurtechnische Herausforderung die Konfiguration als Punkthochhaus, also sprich die Verjüngung nach unten mit dem freien Erdgeschoss im Stadtraum, wo ursprünglich die Durchfahrt für den Wandschalter geplant war. Das ist eine ingenieurtechnische Herausforderung, die die Tragwerksplaner bei diesem Projekt formidabel gelöst haben.

Es war für uns ein riesiger Anspruch, dieses Erdgeschoss wieder sichtbar zu machen und es so zu erhalten, wie es ist. Die andere ingenieurtechnische Qualität dieses Gebäudes ist die Fassade, die aufgrund ihrer zum damaligen Zeitpunkt sehr innovativen Herstellungstechnologie denkmalgeschützt wurde – und das meines Erachtens auch völlig zurecht.

Es hat einen riesigen Spaß gemacht an diesem Projekt gewissermaßen, „gezwungenermaßen“ zirkuläres Bauen auszuprobieren und Wiederverwendung von Komponenten und Materialien auszuprobieren und zu realisieren.


Der Umbau von denkmalgeschützten Gebäuden unterliegt besonderen Ansprüchen. Was sind für Sie die größten Herausforderungen, um diesen Ansprüchen ökologisch und ökonomisch gerecht zu werden?

Erst einmal haben wir den Vorteil gegenüber dem klassischen Neubau, weil Bauen im und mit dem Bestand ökologisch gesehen die immer vorzuziehende Variante ist. Insofern spricht man hier über die Weiterverwendbarkeit von Bauteilen beim Tragwerk und den anderen Gewerken. Wenn man das mit ökonomischen Fragestellungen vermischt, kommt man tatsächlich manchmal an seine Grenzen.

Auch hier wieder das Beispiel der Fassade. Wir können tatsächlich nicht alle alten Gläser oder alle alten Materialien weiterverwenden, sondern sind bisweilen gezwungen, sie auszutauschen.

Die ökologische Vereinbarkeit ergibt sich dann nicht rein aus der materiellen Betrachtung, sondern eben auch aus der betrieblichen Betrachtung: Was macht das sanierte, wiederhergestellte, transformierte und denkmalgeschützte Gebäude während seiner neuen Lebenszeiten in den nächsten Jahrzehnten? Wie sind die Energieverbräuche? Wie ist der Stromverbrauch? Wie die Heizkühllasten? Das sind alles Punkte, die man in die Betrachtung miteinfließen lassen muss. Also auch hier bringt die ganzheitliche Betrachtung aller Gewerke tatsächlich nur das richtige Ergebnis.


Das 5. Symposium Ingenieurbaukunst – Design for Construction
Material + Konstruktion mit geringer grauer Emission
Am 29. November 2023 München + Online
Weitere Infos demnächst unter ingd4c.org