3 Fragen an Frank Steffens zu Ingenieurbaukunst – Design for Construction

3 Fragen an Frank Steffens zu Ingenieurbaukunst – Design for Construction

Wir haben Frank Steffens (Plansite) drei Fragen zu Ingenieurbaukunst – Design for Construction gestellt. Er spricht über Weiterbildung für Ingenieur:innen, Materialverständnis und Urban Mining und über die richtige Kommunikation, um nachhaltige Bauprojekte für alle zugänglich zu machen.

Warum ist es wichtig, dass es Veranstaltungen wie IngD4C gibt?

Veranstaltungen wie IngD4C sind unfassbar wichtig, um das Fachpublikum konzentriert zu ganz speziellen Themen einzuladen, um sich gemeinsam aus der Fachexpertise einen umfassenden Überblick verschaffen zu können, statt sich nur aus Informationshäppchen zu informieren. Und partiell sich auf verschiedenen Kongressen die einzelnen Themen herauszupicken.

Hier kommt alles gebündelt zusammen und das ist ein ganz spannender Tag, auch für die, die hybrid teilgenommen haben. Aus meiner Sicht ist es wichtig, in dieser geballten Form speziell für Ingenieur:innen Information gebündelt anzubieten.


Welche Rolle spielen Materialverständnis und Urban Mining für ein nachhaltiges Bauen in der Zukunft?

Materialverständnis und Urban Mining spielen deswegen eine große Rolle, weil es prinzipiell immer darum gehen sollte, aus der Haltung heraus, aus wenig Material maximale Flächen zu erzeugen, sowohl als Raum wie auch beispielsweise in großen Konstruktionen und in hallenartigen Gebäudestrukturen. Es sollte einfach ein Grundprinzip und eine Grundhaltung sein, auf so viel Material wie möglich zu verzichten. Das ist eine Haltung, die muss man sich zunächst einmal hart erarbeiten, da sie ein unfassbares Wissen darüber erfordert, wie bestimmte Materialien im Tragwerk funktionieren.

Aus meiner Sicht ist das an Hochschulen leider [eine Haltung, die] längst vergessen worden ist. Viele vertiefen sich auf die klassischen Materialien wie Stahlbeton, Mauerwerk oder Stahl. Das fehlt häufig beispielsweise das Material Holz. Und ganz häufig auch die Kombination aus allem heraus. Da ist auch das Zusammenspiel zwischen dem Tragwerk und der Architektur so wichtig: aus der Materialkombination heraus mithilfe einer klugen Architektur auch ein kluges Tagwerk schaffen kann oder andersherum.

Daraus entstehen Konzepte, in denen Planer:innen grundsätzlich daran arbeiten, nicht nur mit weniger Material zu arbeiten, sondern sie versuchen auch, so wenig Schadstoffe wie möglich einzubringen. Hierbei wird man ambitioniert, in natürlichen Konstruktionen und Details zu arbeiten, auf so viel Verbindungsmittel zu verzichten, wie es nur geht. Man fordert sich selbst dabei heraus. Aber das geht eben nur, wenn man eine gute Ausbildung hat, und ein tolles, erfahrenes Team hat. Mit jungen und ambitionierten Ingenieur:innen und Architekt:innen, die man zusammenbringen kann. Und natürlich auch die passenden Projekte und Auftraggeber, die das erfordern. Das ist eine Kombination, die es überhaupt erst möglich macht, materialeffizient im Kontext des Urban Minings für spätere Generationen ein tolles Produkt zu planen.


Auf welche Faktoren muss sich Ihres Erachtens nach ein Bauprojekt stützen, um zukunftsweisend zu sein?

Die Faktoren für ein zukunftsweisendes Bauprojekt sind ganz klar zunächst einmal mit einer Bauherrin oder einem Bauherren zusammen zu arbeiten, die große Ambitionen haben und von sich aus hoch motiviert sind, als Ergebnis etwas anderes zu bekommen oder zu erwarten, als es bisher die Norm oder Regel war. Das geht aber nur, wenn unsere Kunden und Bauherren gut informiert sind über das, was wir Planer:innen und die Bauwirtschaft möglich machen können. Denn wenn man nicht über die Bandbreite Bescheid weiß, ist es schwierig, seine eigenen Visionen zu entwickeln, auf welche Reise man sich [mit dem Bauprojekt] begeben möchte.

Zukunftsweisende Faktoren sind aus meiner Sicht nicht nur Ressourceneffizienz, Digitalisierung und ökologische sowie soziale Aspekte, sondern eben auch, dass wir nicht vergessen, in unsere Kommunikation alle mit einzubeziehen, sodass wir tatsächlich nicht nur eine [Bau-]Revolution im Kleinen starten, sondern alle um uns herum einbeziehen. Erst dann, wenn die Bewegung größer wird, wenn wir versuchen und es hinbekommen, viele mit einzubeziehen in diesen Gedankengang und in diese Gedankenwelt, erst dann verschaffen wir uns wirklich einen Zugang zu der großen [Bau-]Revolution, die sich alle erhoffen. Neben anderen wichtigen Faktoren ist die zukunftweisende Herangehensweise den Kunden thematisch mitzunehmen. Und ein Wissen zu schaffen, was zugänglich für alle ist.


Das 5. Symposium Ingenieurbaukunst – Design for Construction
Material + Konstruktion mit geringer grauer Emission
Am 29. November 2023 München + Online
Weitere Infos demnächst unter ingd4c.org