Das 3. Symposium Ingenieurbaukunst am 18. November 2021 in Frankfurt/Main stand unter dem Motto: Wie bauen wir zirkulär? Im Laufe des Tages waren mit Impulsvorträgen und Beispielprojekten bereits einzelne Aspekte dazu betrachtet worden: 1. Zirkuläres Bauen planen, 2. Keep it in the Loop, 3. Bauen im Klimawandel, 4. Möglichmacher Digitalisierung. Eine prominent besetzte Diskussionsrunde versuchte zum Schluss eine Zusammenfassung. Mit dabei waren Moderator Dr. Bernhard Hauke, Ernst & Sohn, Wilhelmina Katzschmann, Vorständin der Bundesingenieurkammer und Vizepräsidentin der Ingenieurkammer Rheinland-Pfalz, Prof. Dr.-Ing. Lamia Messari-Becker, Universität Siegen und Club of Rome, Thomas Pätzold, Vorsitzender des Umweltausschusses der Bauindustrie und Vorstand der W&F Ingenieurbau sowie Prof. Dr.-Ing. Jan Wörner, Präsident der Deutschen Akademie der Technikwissenschaften acatech.
Jan Wörner plädiert dafür, Wissenschaft und Wirtschaft zusammenzubringen. Thomas Pätzold greift das gerne auf und fordert, dass wir als Baubranche sehr viel mehr gemeinsam Werbung für zirkuläres Bauen machen, dafür aber das komplexe Thema in einfachen Worten erklären müssen. Lamia Messari-Becker sieht Kreislaufwirtschaft als Teil einer europäischen Rohstoffpolitik. Wilhelmina Katzschmann gibt zu bedenken, dass neue Bauprodukte meistens noch günstiger sind als gebrauchte und sich Zirkularität deshalb bisher vordergründig nicht lohnt. Pätzold argumentieren daraufhin, dass die Normen so angepasst werden sollten, dass die Wiederverwendung von Bauteilen und Baustoffen in der Breite überhaupt erst möglich wird. Messari-Becker ergänzt, dass auch für die Vergabe entsprechende Nachhaltigkeitskriterien erforderlich sind. Sie argumentiert, dass wir ein Kreislaufwirtschaftsgesetz für den Bausektor benötigen und der CO2-Preis dabei ein Hebel sein muss. Von der öffentliche Hand wünscht Sie sich dabei eine Vorbildfunktion. Wörner plädiert dafür, dass wo immer möglich Neubauten vermieden und besser der Bestand genutzt werden sollte. Katzschmann möchte hier die Haftung der Ingenieure überdacht sehen. Diese haften auch für den Bestand, wenn dieser Teil der Planungsaufgabe ist. Das muss besser honoriert werden. Abschließend fragt Bernhard Hauke, wie wir es schaffen, die Gesellschaft mehr für die Wiederverwendung gebrauchter Bauteile zu begeistern? Jan Wörner redet einem Kulturwandel das Wort: Zirkuläres Bauen ist cool. Messari-Becker fordert mehr Recycling, auch von Beton, da wir die knappen Rohstoffe nicht unbegrenzt ausbeuten können. Thomas Pätzold entgegnet, dass Recyclingbeton unsere Probleme alleine nicht löst und sieht die Bauwirtschaft an der Seite der Ingenieure und Ingenieurinnen für gemeinsame Lösungswege.
Zitat: Zirkuläres Bauen ist cool, Prof. Jan Wörner
Siehe auch: Jahrbuch Ingenieurbaukunst 2022. Das 4. Symposium Ingenieurbaukunst (#4_IngD4C) findet am 29. November 2022 in Köln statt, Thema ist „Bauen mit und im Bestand“.